Kann zu viel Hygiene schädlich sein?
Es ist wieder Grippe-Zeit. Bedeutet also aufgepasst in Sachen Hygiene für alle, die (noch) nicht zur jährlichen Grippeimpfung gegangen sind.
Eine Statistik des Bundesamts für Gesundheit erwartet, dass der Schwellenwert von 69 Meldungen pro 100’000 Einwohnern bis Mitte Januar 2020 überschritten wird. Der Peak an Grippeerkrankungen könnte zwischen Januar und Februar erreicht werden und möglicherweise auch dieses Jahr wieder auf über 300 Meldungen pro 100’000 Einwohnern ansteigen.
Der meistgenannte Tipp zur Verhinderung einer Ansteckung ist die regelmässige Nutzung von Desinfektionsmitteln. Viele dieser Flüssigkeiten versprechen Bakterien fast restlos zu vernichten und sollen die Hygiene damit fördern.
Desinfektionsmittel können jedoch verschiedene Eigenschaften besitzen. Man unterscheidet zwischen den Folgenden:
Bakterizid:
bewirken den irreversiblen Zelltod der Bakterien
Viruzid:
schädigen/deaktivieren die Erreger von Viren
Begrenzt viruzid:
nur wirksam gegen behüllte Viren (können leichter geschädigt werden, da diese Viren nicht auf die reine Zerstörung der Wirtszelle aus ist, sondern diese nur infiziert)
Fungizid:
«pilztötend» – töten Pilze und deren Sporen ab und hemmer das Wachstum selbiger, wird hauptsächlich in Praxen und Krankenhäusern verwendet
Die Basis vieler Desinfektionsmittel ist Alkohol, welcher Keime und Viren effektiv abtötet. Dies macht beispielsweise in Krankenhäusern oder Arztpraxen durchaus Sinn, da die geschwächten Patienten keinen zusätzlichen Gefahren ausgesetzt werden sollten.
Der Nachteil von alkoholhaltigen Desinfektionsmitteln ist, dass die Haut auf Dauer austrocknet. Zudem können gewisse Inhaltsstoffe allergische Reaktionen beim Verwenden auslösen.
Aus Sicht der Hygiene empfiehlt sich so oder so, die Hände öfter und gründlicher zu reinigen. Handelsübliche Seifen können Haushaltsbakterien problemlos beseitigen.
Auch für Oberflächen reichen handelsübliche Reinigungsmittel völlig aus. Flächendesinfektionsmittel gelangen durch die Verwendung in den Abfluss und den Klärkanal und können dort mehr Schaden anrichten, als die Erreger, die im Haushalt dadurch abgetötet werden.